So kurz vor unserer 140. Kirmes wird es auch mal Zeit zu schauen wie die Kirmes früher gefeiert wurde.
Hier ein kleiner Auszug wie das Kirchweihfest in Beuren um 1910 ablief.
… Von großer Bedeutung dagegen war der 3. Sonntag im Oktober, wenn die „grooße Kermesse“ gefeiert wurde. Ausrichter waren die „Kermesborschen“, das waren alle aus dem Militärdienst bereits entlassenen, unverheirateten Burschen. Nach einem auf das Jahr 1876 zurückgehenden Brauch organisieren die Burschen das Fest, bestellen die Musik und verkaufen die Tanzkarten. Am 2. Tag versammelten sich die Kirmesburschen schon früh in der Wirtschaft. Früher fuhren dann ein bis zwei Leiterwagen vor. Pferde und Wagen waren festlich geschmückt. An den Leitern der Wagen waren starke Bretter als Sitzplätze angebracht. Auf jeden Wagen wurde ein Faß Bier geladen. Dann fuhren Burschen und Musikanten unter ohrenbetäubender Musik zum vor dem Dorf wartenden Schäfer, um den Hammel abzuholen.
Der Schäfer hütete während des Sommers auf den mit einer Grasnarbe versehenen Feldwegen und den brach liegengebliebenen Äckern etwa 400 Schafe. Er verbrachte die Nächte in seinem Karren, während die Hunde die Herdebewachten. Mangels Kunstdünger lagen die Äcker jedes 4. Jahr brach. Am Abend hortete der Schäfer seine Schafe ein und schlug die Hort am anderen Morgen nochmal um. Die Schafhorte wurde öffentlich meistbietend verpachtet.
Zur Kirmes wurde der von den Burschen gekaufte Hammel unter lautem Jubel abgeholt und bekränzt. Der Festumzug führte durch das ganze Dorf. Vor der Gastwirtschaft wurde das Tier seines Schmuckes entkleidet, auf einen „Knetstuhl“ gebunden und unter Absingen des Liedes: „Hammel, Du mußt sterben …“ geschlachtet, abgezogen, ausgenommen, in 2 Teile zerlegt, ins „Baggs“ gebracht und im Backofen herrlich braun gebraten. In der um 19 Uhr folgenden Tanzpause gab es ein Festessen: Hammelfleisch, Rotkohl und Kartoffeln. Einige der mit einem Kirmesburschen befreundeten Mädchen hatten das köstliche Mahl zubereitet. Bei dem reichlich genossenen Alkohol war die Stimmung überschäumend und der Appetit groß. Vom Hammel blieben nur die Knochen übrig. So gestärkt verlief der weitere Abend unter „Schoofen“ und „Suffen“. Man mußte sich auch austanzen, denn für dieses Jahr war es das letzte Tanzfest.
Auszug und Bildmaterial aus:
875 Jahre Beuren – Beiträge zur Geschichte eines Dorfes im Eichsfeld von 1128 – 2003, Auflage 2003, ISBN: 3-936617-14-7, Seite 289, 362-363