Bis 1870 wurde die Große Kirmes in Beuren auf den letzten Sonntag im September, dem Michaelistag gefeiert. 1870/71 war der französische Krieg, wozu auch die jüngere Generation von Beuren rekrutiert wurde. Die vierte Kirche in Beuren, St. Pankratius, wurde von 1870 bis 1873 erbaut. Die Altarweihe war am 20. Juni 1873. Ausgehend von mündlichen Überlieferungen und dem Bericht „Das Leben in Beuren um 1910“ (verfasst von A. Hühnermund, E. Schönekäs und nachzulesen in 875 Jahre Beuren – Beiträge zur Geschichte eines Dorfes im Eichsfeld von 1128 – 2003) ist das Feiern der Kirmes 1876 wieder begonnen wurden. Im Eichsfeld sind die Monate Oktober und November die beliebten Kirmesmonate. Dieses hing damit zusammen, dass man nach beendeter Ernte endlich Zeit zum Feiern fand. So wurde im Jahre 1876 die erste Große Kirmes am 3. Sonntag im Oktober gefeiert.
Das Feiern der Kirmes hat sich natürlich durch den sozialen und kulturellen Wandel im Laufe der Jahre verändert. Die Grundwerte dieses Volksfestes sind geblieben, die Deftigkeit ist aber unterschiedlich gewesen. So gab es Jahre, in denen die Kirmesburschen keine rosige Zeit hatten. Es kam vor, dass sie nur mit Hammel auf dem Handwagen und Blechmusik durchs Dorf gezogen sind. Unsere Väter, Großväter und Urgroßväter haben es in der Vergangenheit verstanden, trotz unterschiedlicher politischer Verhältnisse, die Kirmes zu erhalten und weiter zutragen. Die letzte Kirmes in Folge wurde 1938 gefeiert. Der 2. Weltkrieg hat das Feiern der Kirmes unterbrochen. Der Geist der Kirmes lebte in den Herzen der Beuerschen jedoch weiter und so konnte der 1. Platzmeister von 1946, Herman Kesting, die erste Nach-kriegskirmes organisieren. Die ursprüngliche Kopfbedeckung der Kirmesburschen, entsprechende Papiermützen, konnten aufgrund der Nachkriegszeit zur ersten Kirmes nicht beschafft werden. Daraufhin wurde als Ergänzung der Kirmesburschentracht das Tragen des Zylinders in der noch heutigen Form eingeführt. Im Laufe der Jahre haben verantwortliche Platzmeister dem Feiern der Kirmes, bezüglich seiner Bedeutung für das Dorf, weitere Zeichen und Impulse verliehen. So wurde 1952 erstmals eine Burschenfahne als Zeichen für, den damals noch lockeren, Burschenverbund mitgeführt.
Der 1. Platzmeister von 1962, Karl-Heinz Huke, hat offiziell das Schlipskreuz eingeführt. Das Schlipskreuz, welches noch heute mitgeführt wird und stets am Ende der Burschenreihe positioniert ist, hat folgende Bewandtnis: Zu bestimmten Jahren (nicht genau nachvollziehbar) mussten die Burschen zum Treffen vor dem Ausgraben der Kirmes mit großer Fliege erscheinen. Diese waren einheitlich und wurden im Vorfeld an die Burschen ausgeteilt. Wer nun mit einem Schlips erschienen ist, dem wurde er abgeschnitten. Das war damals teilweise sehr schmerzlich, da ein guter Schlips ein seltenes Kleidungsstück war. Es war daher eine harte Disziplinarmaßnahme. Somit ergab es sich ab 1962, dass die Burschen „alte Schlipse“ mitbrachten die abgeschnitten wurden. Daraus konnte das Schlipskreuz dann angefertigt werden.
Der 1. Platzmeister von 1968, Hubert Thume, hat das Liedesgut der Kirmesburschen gesammelt und festgeschrieben. So gibt es Pflichtlieder für bestimmte Rituale und allgemein überlieferte für die jeweilige Situation der Feierlichkeiten. Der 1. Platzmeister von 1969, Karl-Josef Schäfer, hat den Frühschoppen am Kirmesmontag auf dem Saal mit Blasmusik und Schlachteplatte eingeführt. Hier gab es in den ersten Jahren Anlaufschwierigkeiten, er ist aber heute von der Kirmes nicht mehr wegzudenken. Erster Jubiläumshöhepunkt in den Jahren der Kirmes war 1976 mit dem Fest „100 Jahre Große Kirmes in Beuren“. Dieses Fest konnte zur damaligen Zeit nicht als Traditionsfest gefeiert werden, da auch die dörfliche Kultur dem Druck und Einfluss der sozialistischen Ideologie ausgesetzt war. Trotzdem bekamen die Kirmesburschen ein „Westgeschenk“. Ein gebürtiger Beuerscher, der in der Kindheit und Jugend die Schule von Tradition und Brauchtumspflege erleben durfte und nun in der Fremde wohnte, hatte zum Jubiläum „100 Jahre Große Kirmes in Beuren“ sein Heimatgefühl unter Beweis gestellt. Rudi Breitenstein übergab den Kirmesburschen zur Jubiläumskirmes 1976 eine Burschenfahne als Geschenk.
Sie wurde extra angefertigt und war für die Beuerschen ein Schmuckstück. Doch die Freude währte nicht lange. Denn die Fahne war bald verschwunden. Musste die Jubiläums-kirmes 1996 „120 Große Kirmes in Beuren“ noch ohne sie auskommen, konnte die verlorengegangene Fahne 2001 die „125. Große Kirmes“ wieder begleiten. Die Kirmes 1989, der Zeitpunkt kurz vor der Wende, stellte die Kirmesburschen auf eine besondere Probe. Sie mussten beweisen, dass der Sinn und Zweck des Bandes der Freundschaft ein anerzogenes Zeichen der Burschenschaft ist. Es war die Zeit, wo man begann, sich für die Erneuerung der Gesellschaft einzusetzen. Als äußeres Zeichen wurden brennende Kerzen in die Fenster gestellt. Als Zeichen der Verbundenheit taten die Kirmesburschen ähnliches. Sie stellten brennende Kerzen auf der Leitlinie der B80 auf. Nach dieser Aktion feierten sie weiter. Doch nicht mehr lange. Plötzlich stand ein Einsatzwagen, geeignet für Verhöre und Abtransport, mit „Genossen“ der Kripo und Stasi vor der Tür. Sie drangen in den Raum ein und wollten die Kirmesburschen einschüchtern und einzeln vernehmen. Doch durch das geschlossene Verhalten der Burschen gelang dieses jedoch nicht und Sie konnten sich der Stasi entziehen.
1990 konnte dann die erste Kirmes im vereinten Deutschland gefeiert werden und nur zwei Jahre später, am 4. September 1992, organisierten sich die Burschen im neu gegründeten „Kirmesburschenverein Beuren e.V.“. Es war das erste Mal, dass die Kirmesburschen einer Vereinsstruktur mit Vorstand und Satzung unterlagen. Die Aufgabe des Vorstandes ist es die Tradition des Feierns der Kleinen und Großen Kirmes in Beuren zu bewahren. Die Organisation der Kirmes bleibt jedoch traditionsgemäß in der Verantwortung der, von den Burschen gewählten, 1. und 2. Platzmeistern. 1991 und 1994 wurden in Beuren unter anderem die Freiflächen Anger, Hirttor, Beuertor und Burgtor eingeweiht. Diese Termine wurden nicht umsonst auf die jeweilige Kirmes gelegt.
Mit dem pflanzen der Jugend- und Angerlinden sollte der Jugend des Dorfes gezeigt werden wie wichtig die Erhaltung einer Tradition ist. In den Jahren 1996, 2001, 2006 und 2011 wurde eine große Jubiläumskirmes gefeiert. Mit der Beteiligung von zahlreichen Burschen und Altburschen reihte sich auch die Jubiläumskirmes 2016 „140 Jahre Große Kirmes“ erfolgreich in die lange Tradition unserer Kirmes in Beuren ein.